Digitales Betriebliches Gesundheitsmanagement: So können Unternehmen für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter – auch im Home-Office – sorgen

Ob Digitalisierung, Corona-Pandemie, Home-Office, Fachkräftemangel oder steigende Fehlzeiten, viele Faktoren erfordern neue Ansätze bei der Gesundheitsvorsorge für Mitarbeiter im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Das Home-Office in Zeiten der Corona-Pandemie sowie die Einflüsse der Digitalisierung bringen ständige Erreichbarkeit, das Auflösen von Grenzen zum Privatleben und höhere Termintaktung für die Belegschaft mit sich. 

 

Der Fehlzeiten-Report 2021 belegt die zunehmende psychische Belastung. Knapp drei Viertel der Arbeitnehmer im Home-Office fühlen sich erschöpft. Reizbarkeit sowie Nervosität nehmen laut Befragung deutlich im Home-Office zu. Gleichzeitig fordert der Fachkräftemangel sowie veränderte Bedürfnisse von Arbeitnehmern flexiblere Arbeitsmodelle wie mobiles Arbeiten.

 

In diesem Umbruch der Arbeitswelt entstehen Chancen – auch für Arbeitgeber. Mit einem modernen betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) lässt sich für Mitarbeiter nicht nur in der veränderten Arbeitswelt vorsorgen, sondern Arbeitgeberbindung können auch gestärkt werden. Für 45% der Arbeitnehmer ist nachhaltiges BGM ein wichtiger Grund, den Arbeitgeber nicht zu verlassen (Forbes). Gelingt es Unternehmen diese Lücke zwischen neuer Arbeitnehmerrealität und der gelebten BGM-Praxis zu schließen, kann eine WIN-WIN Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber entstehen. Wie soll aber ein BGM aussehen, dass diese Lücke schließt?

Digitales BGM als Antwort auf die Veränderungen in der Arbeitswelt

Vor dem Hintergrund der Digitalisierung im Betrieblichen Gesundheitsmanagement sind Begriffe wie digitales BGM oder Gesundheitsmanagement 4.0 entstanden. Das digitale Betriebliche Gesundheitsmanagement beschreibt den Einsatz von digitalen Angeboten und Technologien wie Online-Coaching, Gesundheitsplattformen und Wearables im betrieblichen Gesundheitsmanagement (Haufe; Matusiewicz & Kaiser). Die Ansätze haben das Ziel, das betriebliche Gesundheitsmanagement in die moderne Arbeitswelt zu tragen und die angesprochene Lücke zwischen Realität und BGM Praxis zu schließen. 

 

Insbesondere in der digitalen betrieblichen Gesundheitsförderung als Teilbereich des BGMs mit dem Ziel der Gesundheitsvorsorge sind einige digitale Maßnahmen im Markt.

 

Hier sind einige Maßnahmenkategorien im digitalen BGMs zu unterscheiden:

 

Maßnahmenkategorie Beschreibung Eignung im BGM
Gesundheitsapps

Fitness- und Gesundheits-Apps für das Smartphone mit bestimmtem Fokus wie Gewichtsreduktion, Schlaf, gesunder Rücken oder Entspannungstechniken

Apps richten sich häufig an Endverbraucher und bieten keinen ganzheitlichen Ansatz. Erkenntnisse können nicht effektiv auf Unternehmensebene im BGM eingesetzt werden.
 Angebote-Marktplätze Plattformen auf denen Sport- oder Gesundheitsangebote in der Region gebündelt werden und mit einer zentralen Mitgliedschaft genutzt werden können    Die Übernahme der Mitgliedschaft durch den Arbeitgeber reduziert Hürden für interessierte Arbeitnehmer. Es werden jedoch keine Daten erhoben, individuelle Probleme nicht erkannt und keine nachhaltige Prävention ermöglicht.
Informationssysteme Informative und selten interaktive Portale mit virtuellen Seminaren und E-Learning-Angeboten Der Mehrwert der Informationssysteme besteht in der Bündelung der Angebote. Die Angebote sind häufig nicht individuell angepasst und auch anderweitig auffindbar. 
Wearables / Datenerfassungs-systeme Unter anderem Fitnessarmbänder, welche Puls oder Laufleistung erfassen.  Die Datenerfassung ist fundiert, jedoch meistens nicht eingebettet in Folgeempfehlungen und fokussiert auf einzelne Gesundheitsbereiche wie Schlaf oder Atmung.

Was sind die Herausforderung des digitalen BGMs?

Eine nachhaltige Gesundheitsmaßnahme im BGM setzt sich aus fundierter Datenerfassung, individueller Analyse und praktischen Empfehlungen auf Teilnehmerebene zusammen. Viele der Angebote fokussieren sich auf Ausschnitte dieses Prozesses, wie in der Grafik dargestellt. Entsprechend wird der Zusammenhang der handfeste, nachhaltige Mehrwert für Nutzer vernachlässigt.

Nötige Schritte im BGM

Konkret sind die Herausforderung im digitalen Betrieblichen Gesundheitsmanagement:

 

1. Fehlende menschliche Interaktion

 

Trotz aller Selbstoptimierung und des mobilen Arbeitens haben Menschen das Bedürfnis der Interkation. Ein Austausch mit dem Kollegen ist wichtig für die mentale und soziale Gesundheit der Mitarbeiter. Auch im BGM sind Ansprechpartner und Gespräche zu möglichen Ergebnissen wichtig, um Ergebnisse langfristig zu sichern.

 

 

2. Fehlende Ganzheitlichkeit & Individualität

 

Wie auch im klassisch analogen BGM ist die Ganzheitlich und die Individualität der Maßnahme ausschlaggebend, um dem Teilnehmer und damit dem Arbeitgeber Mehrwert zu bieten. Das Angebot einer App ist kein Selbstzweck. Allein sind die Angebote im Gesundheitsmanagement 4.0 häufig noch zusammenhangslos. Aspekte wie fundierte Datenerhebung, Analyse, Interpretation und Empfehlung sind meist nicht in einer Maßnahme verknüpft und haben so eingeschränktes Potential, den Teilnehmer ganzheitlich zu betrachten.

 

3.    Mehrwerte im Vergleich

 

Angebote im digitalen BGM sind niederschwellig und flexibel erreichbar. Vergleicht man Sie jedoch mit den analogen Maßnahmen ist die Tiefe der Datenerhebung noch oberflächlich. Hier müssten viele der Angebote noch ansetzen, um Teilnehmer zu begeistern. Videoplattformen mit Inhalten, welche auch auf Youtube zu finden sind oder Blutdruckmessungen, welche in einer App angezeigt werden, bieten gegenüber bereits privat zugänglichen Maßnahmen keinen subjektiven Mehrwert.

 

Eine ganzheitliche Lösung sind digitale Mitarbeiterscreenings

Eine Maßnahme des digitalen BGM, welche die typischen Nachteile überwindet, sind digitale Mitarbeiterscreenings. Diese übertragen den Gesundheits-Check-up vor Ort in die moderne, hybride Arbeitswelt mit Beschäftigen im Home-Office. Durch die Verknüpfung einer labor- und sensorbasierte Datenerhebung mit personalisierter Interpretation dieser Daten erhalten Teilnehmer eine ganzheitliche und individuelle Prävention:

Mitarbeiterscreening erfüllt alle Schritte im BGM

1. Beim Remote Check-up werden zunächst als Grundlage die ganzheitlichen Gesundheitsdaten des Teilnehmers erhoben. Durch ein einen EKG- und Aktivitätssensor (Wearable), der auf der Brust aufgeklebt wird, und ein Blutanalyseset für Privatanwender werden 20 laborgestützte und objektive Vitalparameter des Teilnehmers erhoben. Beide Messinstrumente erhält der Teilnehmer inklusive Anleitung nach Hause geliefert. Unter anderem werden so Herzratenvariabilitäts-Alter, Erholung im Schlaff, Stressbelastung des Nervensystems, Entzündungsparameter oder Magnesium-Level erhoben.

 

2. Nach Analyse der Ergebnisse erhalten Teilnehmer einen 20-Seitigen Gesundheitsbericht als Informationsgrundlage. Im Bericht sind neben den Ergebnissen der Parameter, deren Einordnung, auch Handlungsempfehlungen in Bezug auf die einzelnen Parameter, aber auch auf übergeordnete Lebensbereiche des Teilnehmers. Die Empfehlungen beziehen sich zum Beispiel auf bessere Schlafhygiene bei geringer Erholung im Schlaf, konkrete Atemtechniken bei erhöhter Anspannung des Nervensystems oder weniger rotes Fleisch zu essen bei hohem Eisenwert.

 

3. Trotz des völlig ortsunabhängigen und digitalen Ansatzes haben Teilnehmer die Möglichkeit die Ergebnisse mit einem Gesundheitsberater zu besprechen. Über eine Hotline können diese Rückfragen zum Bericht und den Handlungsempfehlungen mit einem Experten besprechen.

 

4. Um den nachhaltigen Veränderungseffekt zu sichern, erhalten Teilnehmer Ihre individuellen Empfehlungen auch mit verlinkten Videoanleitungen nach einem und drei Monaten als Erinnerung per E-Mail.

 

Digitale Mitarbeiterscreenings sind aufgrund der Ganzheitlichkeit in Bezug auf Aufbau der Maßnahme und Betrachtung des Teilnehmers eine nachhaltige Maßnahme im digitalen BGM. Zudem genießen Anwender die typischen Vorteile von digitalen BGM-Maßnahmen.

Was sind die Vorteile des digitalen BGMs?

1.)  Flexibilität für Teilnehmer

Sowohl zeit- als auch ortsunabhängig fügen sich die digitalen Instrumente in das Alltagsleben der Nutzer ein. Teilnehmer bestimmen über den Teilnahmeort und -zeit, so werden keine Termine wie bei klassischen, analogen Maßnahmen benötigt. Damit sind Maßnahmen im digitalen BGM für Teilnehmer deutlich attraktiver und führen zu höheren Teilnahmequoten. Für Arbeitgeber ist das digitale BGM mit hybriden Arbeitsmodellen im Home-Office kombinierbar.

 

2.) Kostengünstige Individualität 

Durch Automatisierung und Digitalisierung können die Angebote den Teilnehmern kosteneffizient zur Verfügung gestellt werden. Sowohl bei Teilnehmern als auch bei internen und externen Anbietern werden kaum Ressourcen gebunden. Gleichzeitig sind Empfehlungen für Teilnehmer personalisiert. Aus dieser Kombination entsteht gegenüber analogen Maßnahmen ein großer Vorteil für Organisatoren, aber auch für Teilnehmer ein klarer Mehrwert.

 

3.) Messbarkeit 

Bei Maßnahmen des digitalen BGM sind Teilnahme und Erfolge besser messbar. Damit steigt die Transparenz für Teilnehmer als auch das Interpretationspotential für Arbeitgeber. Arbeitgeber können bessere Rückschlüsse aus erhobenen (anonymen) Daten ziehen und passendere Folgemaßnahmen ableiten. Teilweise gehen die Maßnahmen wie der Remote Check-up einen Schritt weiter und ermöglichen auf Teilnehmerebene individuelle und ganzheitliche Messungen, welche zu individuellen Empfehlungen führen. 

Digitales BGM als richtiges Mittel zum Zweck: Mitarbeitergesundheit

Das digitale BGM bietet klare Vorteile sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber. Abzuraten ist von einer Durchführung der Vorteile wegen. BGM – ob digital oder analog – sollte immer zum direkten Ziel haben, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten oder zu steigern. Entsprechend macht digitales BGM die Maßnahmen für Teilnehmer zugänglicher, aber auf Teilnehmerebene nicht nachhaltiger. Daher ist die Kombination von Ganzheitlichkeit und Vorteilen des digitalen BGMs beim digitalen Mitarbeiterscreening eine einmalige Chance für Arbeitgeber die angesprochen Lücke zwischen BGM-Praxis und veränderter Arbeitswelt zu schließen.

 

Durch die Veränderung der Arbeitswelt und dem entstehenden Bedarf an angepassten BGM führt kein Weg am digitalen BGM vorbei. Die Aufgabe für Unternehmen ist es Mitarbeitern entgegenzukommen. Durch digitales BGM kann Mensch und Technik für die Gesundheit der Mitarbeiter zusammengebracht werden und nachhaltig positive Wertbeiträge für Arbeitgeber zu schaffen.